Entstehung
Entstehung des Bades Eilsen
Der Ort Eilsen ist seit 1033 in den Akten erwähnt. Man spekuliert aufgrund von Funden bei den Quellen, dass diese bereits vor der Römerzeit benutzt wurden. Im 18. Jhdt. gab es 7 Höfe in Eilsen und die Quellen wurden von den Bewohnern genutzt. Seit 1791 melden sich bei diesen bereits Kurgäste an. In den achtziger Jahren wird die fürst liche Familie durch ihren Leibarzt erstmals auf die Heilkraft der Eilser Quellen aufmerksam gemacht. Die Brunnen auf dem "Stinkeplatz" werden schließ lich 1788 geräumt und mit Ringsteinen gefasst. 1792 werden die Grundstücke, auf denen die Quellen liegen, durch Tausch oder Kauf erworben. Die Hauptquellen werden nach einer Untersuchung des Chemikers Friedrich Accum aus Bückeburg in den neunziger Jahren gefasst.
1794 fasste die Gräfin Juliane zu Schaumburg-Lippe den Entschluss, Eilsen zum Kurbad zu machen, sie kaufte in den folgenden Jahren 23 Morgen Land im Quellbereich von den Bauern und ließ die Quellen fassen. Nach ihrem frühen Tod 1799 wurde der Ausbau des Ortes zu einem Heilbad von ihrem Sohn Georg Wilhelm bzw. dessen Vormund (Graf v. Wallmoden-Gimborn) fortgeführt. 1802 entstand ein kleines Badehaus in Bad Eilsen. Die Eröffnung des Bades erfolgte dann am 5. Juni 1802. So wird 1802 ein Badehaus eröffnet, ein Zelt aufgestellt, ein "Traiteur", d.h. ein Wirt, angestellt. Auf den Hof stellen der Bauern werden 1216 Bäder vergegeben, im herrschaftlichen Haus dagegen nur 828.
Neben den Schwefelwasserbädern wird ein Schlammbad eingerichtet - das erste in Deutschl and, welches nach dem Vorbild von St. Amand in Flandern aufgebaut wird. In den Jahren 1804-06 kann eine erste Erweiterung des Bades geplant und durchgeführt werden.
Gräfin Juliane zu Schaumburg-Lippe
geborene Gräfin zu Hessen-Phillipstal
1761 - 1799
Auf zwei Ölgemälden von Johann Heinrich Tischbein d. Ä(1722 - 1789) im Bückeburger Schloß
1780, als 19-jährige (69 x 58 cm) später (235 x 144 cm)
Gräfin Juliane war eine tatkräftige und gebildete Frau, die von ihren Zeitgenossen als sehr sympathisch beschrieben wurde. Zweifellos war sie ein Lichtblick in der Bückeburger
Grafendynastie derer zu Schaumburg-Lippe, wahrscheinlich sogar der einzige.In den folgenden Jahren wurden die Bade- und Logiereinrichtungen kontinuierlich erweitert.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Bad Eilsen zu einem Modebad, das sich großer Beliebtheit erfreute. Die Güte der Quellen und die Heilerfolge konnten mit denen des nahegelegenen und zeitgleich aufstrebenden Bad Nenndorf mithalten.
Die besondere Schönheit von Bad Eilsen liegt unter Anderem darin, dass sich alle wichtigen Kurgebäude um den schönen Park herum gruppieren und so die Kureinrichtungen und der Kurpark eine harmonische Einheit bilden. Eine solch schöne Gechlossenheit ist bei keinem der anderen Badeorte der Umgebung gegeben, weder bei Bad Nenndorf noch bei Bad Oeynhausen und Bad Salzuflen usw.
Der Bau der Bahnlinie Hannover-Bückeburg-Minden brachte Mitte des 19. Jahrhundert einen neuen Wachstumsschub für den Ort. |
Tuffsteinbrunnen /Schwefelquelle
Im Jahre 1914 ließ Fürst Adolf Bad Eilsens Wahrzeichen an der Tuffsteinquelle errichten . Die Tuffsteinquelle auf dem Tuffsteinhügel ist die quantitativ stärkste Quelle, deren Schwefelgehalt aber nur gering ist. Östlich des Säulen-Tempelchen befand sich die Bühne des Freilufttheaters, auf der früher Operetten, Theaterstücke und Konzerte sowie auch Filme gegeben wurden.
Der einer Pergola ähnelnde Säulenkreis wurde Bad Eilsens Wahrzeichen.
Nach dem Krieg ging es 1918 mit der Eröffnung des "Fürstenhofs", eines der schönsten und elegantesten Hotels seiner Zeit, weiter voran.
Nach der Einweihung 1918 sprach sich die Eleganz des modernen Baues schnell in den Kreisen der vornehmen Welt herum. Das Hotel galt als schönstes Hotel Europas und zog Filmschauspieler, Musiker, Sänger, Industrielle, den Hochadel und Politiker nach Bad Eilsen.
1934 fand im Bad Eilser Fürstenhof sogar die Weltwirtschaftskonferenz statt. Das Haus hatte 140 Betten in 100 Zimmern und mehreren Appartements, Restaurants, Musiksaal, Lesesaal, Speisesäle, Billardraum, Schreibzimmer und eine Bar.
Eilser Minchen" vor der Abfahrt und beim Kurhausbahnhof
Im Jahre 1918 eröffnete Fürst Adolf die private Bahnstrecke Bückeburg - Bad Eilsen und Bad Eilsen bekam einen eigenen Bahnhof und damit direkten Anschluss an die Strecke Hannover-Minden. Die Linie ging zunächst bis Minden. Zuerst betrieb man diese Strecke mit Dampfloks, später mit Straßenbahntriebwagen. Schließlich erwarb das Fürstenhaus einen eigenen Triebwagen, im Lande das EILSER MINCHEN genannt. Das eigenartige Gefährt wurde erst 1950 durch einen modernen Triebwagen ersetzt. Bad Eilsen verfügte über den KURHAUSBAHNHOF und die Haltstelle Bad Eilsen- Nord auf dem Bahnhof der Rinteln-Stadthagener Eisenbahn. Die Strecke wurde 1964 stillgelegt und ist heute eine Museumsbahn.
Im weiteren Zuge der Neugestaltung des Kurortes mussten die unzeitgemäßen Bauten, das "Kleine Logierhaus", die vier Badehäuser, das Restaura tionsgebäude, der Kursaal und die Colonaden ( Ladenstraße ) der Spitzhacke weichen. Das Badehotel mit den angrenzenden Kursälen wurde errichtet .Im Badehotel stiegen die bürgerlichen Gäste ab. Es gab außer den Speisesälen ein Cafe und das Restaurant "Jägerstuben, einen Friseur salon und für die Wintermonat, in denen das Bad geschlossen war, begrenzte Möglichkeiten zur Anwendung der Schwefel-Schlamm-Bäder.
1939 kam der Anschluss an die Reichsautobahn. Die Kuranlagen Bad Eilsens befanden sich auch nach dem Ersten Weltkrieg weiterhin im Besitz des "Hauses Schaumburg-Lippe", zuletzt im Besitz Adolf II. von Schaumburg-Lippe (der Letzte aus der Familie, der sich rechtmäßig "Fürst" nennen durfte), nach dessen Tod dann im Besitz seines ältesten Bruders Ernst Wolrad Prinz zu Schaumburg-Lippe. Die Nachfahren von Ernst Wolrad behaupten stets, dass 1941 Hermann Göring Bad Eilsen für die bremische Firma Focke-Wulf beschlagnahmte, die hinfort hier Flugzeuge für die Luftwaffe konstruieren ließ. Gegen eine Beschlagnahme und für ein einvernehmliches Vorgehen spricht aber, dass urkundlich eine Vermietung an Focke Wulff nachgewiesen werden kann, dass in der Steuerklärung 1945 Ernst Wolrad Mieteinnahmen angab und dass es keinen urkundlichen Nachweis für die Beschlagnahme gibt.
1945 rückte die englische Besatzungsmacht ein und machte das Bad zum Hauptquartier der Royal Air Force; diese gab das Bad erst 1955 wieder frei, es fiel zurück in den Besitz Ernst Wolrads zu Schaumburg-Lippe. 1957 verkaufte er das Bad mit allen Badeeinrichtungen, den großen Hotels im Kurbezirk und dem Kurpark an die Landesversicherungsanstalten Berlin und Hannover. Erst 1959 konnte das Bad wieder eröffnet werden. 1961 entstand die "Kurklinik für innere und orthopädische Erkrankungen der Landesversicherungsanstalt Hannover". Die LVA Hannover wurde 1961 alleinige Eigentümerin des Bades. 1971 bekam Bad Eilsen die Anerkennung als "Staatliches Heilbad".
Quelle: Fritz Winkelhake und Archiv Bad Eilsen